Unterstützende klinische Hinweise aus Geschwisterstudien deuten darauf hin, dass eine frühzeitige Intervention mit krankheitsspezifischer Behandlung und ggf. zeitiger Einleitung einer EET zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Patientenergebnisse bietet.1‑6
Unabhängig davon, ob die EET in frühem oder späterem Lebensalter aufgenommen wird, verbessert sie wichtige klinische Parameter wie Ausdauer und Lungenwerte, die für die Lebensqualität, Erhaltung der Beweglichkeit und Alltagsaktivitäten von herausragender Bedeutung sind.7,8
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Das neue Zeitalter bei der Behandlung von progressiven, komplexen, genetisch bedingten Krankheiten wie den Mukopolysaccharidosen (MPS) erfordert eine effiziente Koordination der medizinischen Versorgungsteams der individuellen Patienten.1
Genetiker und/oder Stoffwechselspezialisten nehmen in der Regel eine zentrale Position ein und helfen bei der Koordination der multidisziplinären Versorgung und Erstellung eines individuell abgestimmten Behandlungsplans.2,3
Angesichts der hohen Operationslast von Patienten mit MPS, die durch die systemische Natur der Krankheit noch kompliziert wird, sind Anästhesiologen und das Operationsteam wesentliche Mitglieder des multidisziplinären Behandlungsteams.4,5
Für viele MPS-Erkrankungen liegen Behandlungsleitlinien und fachspezifische Konsensusempfehlungen zur lebenslangen Behandlung von MPS vor. In den Leitlinien werden üblicherweise die folgenden Empfehlungen ausgesprochen:3,6
Frühzeitige und laufende Untersuchungen durch ein koordiniertes Versorgungsteam können die Patientenergebnisse verbessern und zur Vorbeugung irreversibler Schäden beitragen.6
Die Auswirkungen von MPS auf den Bewegungsapparat und andere Organsysteme erhöhen das Risiko der perioperativen Morbidität und Mortalität, was eine fortlaufende Beurteilung und Überwachung notwendig macht, um das Risiko von chirurgischen und Narkosekomplikationen zu senken.5,8 Zu den wichtigsten Narkosekomplikationen zählen Atemwegsobstruktionen und Lungenödem, die in manchen Fällen eine Notfalltracheotomie oder Reintubation erforderlich machen, was sich als äußerst schwierig erweisen kann.5
MPS-Patienten tragen ein erhöhtes Risiko von Komplikationen bei anästhetischer und operativer Sedierung. Eine Vollnarkose sollte nach Möglichkeit vermieden und, falls unvermeidbar, nur von einem erfahrenen Anästhesiologen vorgenommen werden.8,9
Das Verfahrensrisiko in Zusammenhang mit der notwendigen Sedierung und Anästhesie ist ein kritischer Faktor bei der Auswahl des bildgebenden Verfahrens zur Beurteilung der Wirbelsäulenbeteiligung8
Anästhesiologen, die sich bei Patienten mit MPS um die anästhetische Versorgung kümmern, sollten die spezifischen systemischen Komplikationen berücksichtigen, die bei den verschiedenen MPS-Erkrankungen auftreten, darunter insbesondere Rückenmarkkompression und Atemwegsobstruktion.8
Die Vorbereitung auf das chirurgische und anästhetische Risiko bei Patienten mit MPS erfordert ein erfahrenes, multidisziplinäres Versorgungsteam aus Anästhesiologen, Kardiologen, Pneumologen und HNO-Ärzten.5
Zu den anästhetischen Risikofaktoren zählen die folgenden Punkte:
Die Überlegungen zur chirurgischen Versorgung in einem koordinierten Team sind entscheidende Beiträge, um nachteilige Operationsergebnisse zu vermeiden.5 Diese Überlegungen sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.
Patienten mit MPS weisen aus zahlreichen Gründen ein hohes Anästhesierisiko auf, darunter Atemwegsanomalien, orthopädische Fehlbildungen, Prädisposition für Lungenprobleme sowie kardiale und neurologische Beteiligung.9 Besonders zu erwähnen ist, dass dieses Risiko bei manchen MPS-Erkrankungen größer ist als bei anderen, wie aus der folgenden Tabelle hervorgeht.
Art und Schweregrad der MPS-Erkrankung sind wichtige Hinweise auf das Anästhesierisiko und sollten vor einem chirurgischen Eingriff berücksichtigt werden. Das operationsbedingte Risiko ist bei MPS I, II, IV und VI mit einer Gesamtmortalitätsrate von 20 % erhöht.9
Die Häufigkeit der Beurteilungen und die Einbeziehung bestimmter Fachärzte fallen je nach MPS-Typ unterschiedlich aus. Für MPS-Patienten, deren Krankheit mit primär neurodegenerativen und kognitiven Komplikationen verbunden ist, wie im Fall von MPS I, MPS II und MPS III, werden zusätzliche und regelmäßige verhaltensneurologische und psychiatrische Untersuchungen empfohlen.6,12,13
Zusätzlich zu den fachspezifischen Beurteilungen, die durchgeführt werden sollten, um positive Langzeitergebnisse für MPS-Patienten zu fördern, kann der koordinierende Arzt (in der Regel der Genetiker und/oder der Stoffwechselspezialist) wichtige Schritte im Hinblick auf den Allgemeinzustand ergreifen. Ihre Aufgabe bei der Aufklärung von anderen medizinischen Fachpersonen (z. B. Zahnärzten, Physiotherapeuten, Kinder- und Hausärzten) und Angehörigen über die Krankheit und allgemeine Behandlungsstrategien ist von zentraler Bedeutung und sollte folgende Aspekte umfassen:3
Fachärztliche Untersuchungen, regelmäßige körperliche Untersuchungen und allgemeine gesundheitliche Interventionen sollten den Leitlinienempfehlungen folgen, die je nach MPS-Typ verschieden sein können.3
Verbesserungen bei der Behandlung von MPS-Erkrankungen beeinflussen die Langzeitergebnisse für die Patienten und erfordern neue Ansätze bei der lebenslangen Behandlung.
Mit zunehmendem Alter kümmern sich manche Patienten möglicherweise selbst um ihre gesundheitliche Versorgung, wodurch dem arztgeleiteten Übergang zur Erwachsenenversorgung eine wichtige Rolle zukommt.3 Ärzte sollten auf Folgendes achten:
Der Übergang von der pädiatrischen zur Erwachsenenversorgung und die langfristige Versorgung von Erwachsenen sind wichtige Bereiche, die bei Behandlungsplänen für jugendliche und erwachsene Patienten berücksichtigt werden müssen.3 Überlegungen zur Langzeitversorgung werden im Idealfall in einem Zentrum mit umfassender Erfahrung mit MPS angestellt und erfordern eine sorgfältige Koordination verschiedener Fachbereiche.3,15 Zu den Aufgaben bei der Langzeitversorgung gehören u. a.:
Die Langzeitbehandlung von MPS-Erkrankungen, einschließlich laufender Untersuchungen und einer zentrenspezifischen Transitionsstrategien von der pädiatrischen zur Erwachsenenversorgung, kann zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität und einer besseren Zukunft Ihrer Patienten führen.3,15‑17
Da die klinischen Manifestationen von Mukopolysaccharidosen (MPS) mehrere Organsysteme betreffen, ist ein patientenspezifischer, multidisziplinärer Ansatz erforderlich, um Komplikationen proaktiv erkennen und behandeln zu können. Die Gabe von Narkotika sollte nur in spezialisierten Zentren durch erfahrene Anästhesiologen und geschultes Personal erfolgen. Eine Operationsindikation sollte nur nach Rücksprache mit einem Anästhesiologen umgesetzt werden, zu dessen Aufgaben es gehört, Risiken und Nutzen mit den Patienten und deren Angehörigen zu besprechen.1
Patienten mit MPS unterziehen sich in ihrem Leben in der Regel mehren operativen Eingriffen. In einer Studie zum natürlichen Krankheitsverlauf bei einer Kohorte von 325 Patienten mit Morbus Morquio A (MPS IVA) wurde festgestellt, dass sich mehr als 70 % der Patienten mindestens einem operativen Eingriff unterzogen hatten.2
MPS-Patienten weisen eine hohe perioperative Mortalitätsrate auf, die durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht wird. Hierzu zählen Obstruktion der oberen und unteren Atemwege, Instabilität der Halswirbelsäule, Beeinträchtigung der Atemfunktion, kardiovaskuläre Morbiditäten und häufige Infektionen.2‑4 Beispielsweise führten operative Komplikationen bei Patienten mit Morbus Morquio A zu einer Mortalitätsrate von 11 % (n = 27).5
Das Erstellen eines Operationsplans ist äußerst wichtig und erfordert ein multidisziplinäres Team aus Fachärzten, die im Idealfall auch Erfahrung mit der Behandlung von MPS-Patienten haben.3
Aufgrund des erhöhten Risikos von chirurgischen und anästhetischen Komplikationen ist es unbedingt erforderlich, bei der Operationsvorbereitung und perioperativen Versorgung die MPS-spezifische beste Praxis zu beachten. Die standardmäßige präoperative Vorbereitung ist bei Patienten mit MPS unzureichend und ineffektiv. Jeder einzelne Patient muss vollständig untersucht werden, um narkosebedürftige Eingriffe erfolgreich planen und durchführen zu können.1
Eine postoperative Überwachung und umfassende Untersuchung sind unentbehrlich, auch wenn die Patienten im ersten Jahr nach der Operation eine nachhaltige Verbesserung zeigen, da durch zusätzliche Ablagerungen von Glykosaminoglykanen (GSG) die Atemwegsanatomie sowie Herz- und Lungenfunktion verändert sein können.1
Für eine eingehende präoperative Untersuchung sind verschiedene Analysen erforderlich:1
Eine Vollnarkose ist gefährlich und sollte generell vermieden werden; wenn möglich, ist eine Lokalnarkose mit peripheren Blockaden vorzuziehen. Außerdem wird zur Senkung der Risiken in Zusammenhang mit der Exposition gegenüber mehreren Anästhetika empfohlen, zwei oder mehr diagnostische/chirurgische Eingriffe in einer Narkosesitzung zusammenzufassen.1
Die postoperative Behandlung beinhaltet die Prophylaxe mit einem Steroid, um die Bildung von Ödemen zu verringern, eine Standardbehandlung für Patienten mit Obstruktion der oberen Atemwege (bilaterale Überdruckbeatmung, kontinuierliche Überdruckbeatmung) und eine kontinuierliche Überwachung der Atem- und Herzfunktion.1
Bei einer Notoperation sollten die Leitlinien für Patienten mit Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule befolgt werden.1
Die chirurgische Risikoabschätzung und perioperative Überwachung sind grundlegende Bestandteile einer maßgeschneiderten Operationsplanung und können das Risiko negativer Operationsergebnisse und das Mortalitätsrisiko bei MPS-Patienten senken.3,9,10
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