Back to Top

MPS II: Überblick

Bei Patienten mit Mukopolysaccharidose (MPS) Typ II ist das Risiko einer schweren Morbidität und frühzeitigen Mortalität erhöht1

Die auch als Morbus Hunter bezeichnete MPS II wird durch eine genetische Mutation im Gen für die Iduronat-2-Sulfatase (IDS) verursacht, wodurch es zu einer fehlerhaften Spaltung der Glykosaminoglykane (GAG) Heparan- und Dermatansulfat kommt. Dadurch erfolgt eine intrazelluläre progressive Anreicherung von GAG, was wiederum zu einer progressiven, multisystemischen Erkrankung führt.1,2

  • Die rasch fortschreitende Form der MPS II zeigt sich in der Regel im Alter zwischen 18 und 36 Monaten in einer kognitiven Funktionsstörung und schweren somatischen Veränderungen1,2
  • Die langsam fortschreitende Form der MPS II manifestiert sich typischerweise im Alter zwischen 4 und 8 Jahren ohne eine Abnahme der kognitiven Funktionen und mit leichten somatischen Veränderungen1,2

Erscheinungsbild

  • Symptome treten in unterschiedlichem Alter auf2
  • Das beobachtete Erscheinungsbild umfasst Folgendes:3
    • Veränderungen der Gesichtszüge
    • Vergrößerte Zunge
    • Makrozephalus
    • Hypertrophe Mandeln und Polypen
    • Unregelmäßig geformte Zähne
    • Rezidivierende Ohrinfektionen
    • Hernien
    • Zerfurchte Haut
    • Kleinwuchs
    • Gelenkkontrakturen
    • Veränderungen im Bereich von Bewegungsapparat, Augen, Magen-Darm-Trakt, Luftwegen und Herz-Kreislauf-System
  • Eine Kombination der oben erwähnten klinischen Manifestationen sollte eine Untersuchung auf MPS II veranlassen3
  • Die Population der aschkenasischen Juden weist eine hohe Prävalenz von MPS II auf4
  • Die MPS II ist eine X-chromosomal-rezessive Erkrankung und tritt daher überwiegend beim männlichen Geschlecht auf2

Krankheitsprogression

  • Krankheitslast insgesamt:
    • Patienten mit der rasch fortschreitenden Krankheitsform weisen Funktionsstörungen in mehreren Organen auf, was in einer hohen Krankheitslast resultiert2
    • Patienten mit der langsam fortschreitenden Krankheitsform können Symptome und Komplikationen zeigen, die zu signifikanter Morbidität und Behinderung führen2
    • Beide Formen der Krankheit stellen für die Patienten und deren Angehörige eine starke psychische und finanzielle Belastung dar3,5
  • Rasch fortschreitende MPS II:
    • Symptome sind u. a.:1,2
      • Abnahme der kognitiven Fähigkeiten mit Hyperaktivität und aggressivem Verhalten
      • Hernien
      • Erhebliche multisystemische Komplikationen einschließlich Skelettfehlbildungen, die eine eingeschränkte Lungenfunktion bedingen können2,5
    • Unbehandelt sterben die Patienten in der Regel vor dem 16. Lebensjahr. Die Mortalität ist häufig mit einem Herz-Lungen-Versagen und neurologischen Verfall verbunden. 1,2
  • Langsam fortschreitende MPS II:
    • Symptome treten erstmals im Alter zwischen 4 und 8 Jahren mit variabler Progression auf und umfassen in der Regel:2
      • Kleinwuchs
      • Grobe Gesichtszüge
      • Gelenkkontrakturen
      • Hernien aufgrund von Hepatosplenomegalie
    • Unbehandelt sterben die Patienten in der Regel in einem Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Die Mortalität ist häufig mit einem Herz-Lungen-Versagen verbunden. 1,2
  • Patienten mit MPS II haben in der Regel eine hohe Operationslast, die sich wie folgt äußern kann:2,3
    • Myringotomien
    • Hernienoperationen, häufig mit wiederholten Eingriffen
    • Adenotomie
    • Tonsillektomie
    • Zervikale Dekompression
    • Karpaltunneloperation
    • Herzklappenersatz
    • Hüft- und Knieersatz sowie Beinachsenkorrektur
  • Bei Patienten mit MPS II kommt es aufgrund von Atemwegsobstruktionen häufig zu Narkosekomplikationen, weshalb bei Operationen besondere Vorsicht geboten ist2,3

Genetik

  • MPS II wird durch Mutationen im IDS-Gen verursacht1,2
  • Es sind über 300 Mutationen des IDS-Gens bekannt6
  • Diese Mutationen und die dadurch bedingte Störung der Proteinfunktion führen zur Anreicherung der GAG Heparan- und Dermatansulfat1,2

Wichtige Behandlungsaspekte

  • Die Enzymersatztherapie ist eine wichtige Überlegung bei der Behandlung von MPS II2,3
  • Je nach Schweregrad sind die neurologischen Manifestationen heterogen und erfordern eigene spezifische Interventionen und Behandlungen2,3
  • Verfügbare Behandlungsempfehlungen:
    • Burton BK, Giugliani R. Diagnosing Hunter syndrome in pediatric practice: practical considerations and common pitfalls. Eur J Pediatr 2012; 171(4):631–639.
    • Giugliani R et al. Enzyme replacement therapy for mucopolysaccharidoses I, II and VI: recommendations from a group of Brazilian F experts. Rev Assoc Med Bras. 2010;56(3):271–277.
    • Giugliani R Federhen A, Rojas MV, et al. Mucopolysaccharidosis I, II, and VI: Brief review and guidelines for treatment. Genet Mol Biol 2010;33(4):589–604. doi:10.1590/S1415-47572010005000093.
    • Giugliani R et al. Guidelines for diagnosis and treatment of Hunter Syndrome for clinicians in Latin America. Genet Mol Biol 2014;37(2):315–329.
    • Guillén-Navarro E et al. Clinical practice guideline for the management of Hunter syndrome. Hunter España working group. Med Clin (Barc) 2013;141(10):453.e1–13.
    • Jones SA et al. HOS Investigators. Mortality and cause of death in mucopolysaccharidosis type II-a historical review based on data from the Hunter Outcome Survey (HOS). J Inherit Metab Dis 2009;32(4):534–543.
    • Lampe C et al. Long-term experience with enzyme replacement therapy (ERT) in MPS II patients with a severe phenotype: an international case series. J Inherit Metab Dis 2014;37(5):823–829.
    • Malik V et al. Tracheostomy in mucopolysaccharidosis type II (Hunter’s Syndrome). Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2013;77(7):1204-1208.
    • Muenzer J et al. Multidisciplinary management of Hunter syndrome. Pediatrics 2009;124(6):e1228-1239.
    • Muenzer J et al. The role of enzyme replacement therapy in severe Hunter syndrome-an expert panel consensus. Eur J Pediatr 2012;171(1):181-188.
    • Scarpa M et al. Hunter Syndrome Europena Expert Council. Mucopolysaccharidosis type II: European recommendations for the diagnosis and multidisciplinary management of a rare disease. Orphanet J Rare Dis. 2011;6:72.
    • Wraith JE et al. Mucopolysaccharidosis type II (Hunter syndrome): a clinical review and recommendations for treatment in the era of enzyme replacement therapy. Eur J Pediatr 2008;167(3):267–277.
    • Yund B et al. Cognitive, medical, and neuroimaging characteristics of attenuated mucopolysaccharidosis type II. Mol Genet Metab 2015;114(2):170–177.

Optimieren Sie die Patientenergebnisse mithilfe einer koordinierten Behandlung.

Ein neues Zeitalter der Behandlung. Bleiben Sie auf dem neuesten Stand bei MPS.

Verweise:  1. Hopwood JJ et al. Molecular basis of mucopolysaccharidosis type II: mutations in the iduronate 2-sulphatase gene. Hum Mutat 1993;2(6):435–442.   2. Wraith JE et al. Mucopolysaccharidosis type II (Hunter syndrome): a clinical review and recommendations for treatment in the era of enzyme replacement therapy. Eur J Pediatr 2008;167(3):267–277.   3. Scarpa M et al. Mucopolysaccharidosis type II: European recommendations for the diagnosis and multidisciplinary management of a rare disease. Orphanet J Rare Dis 2011;6:72.  4. Baehner F et al. Cumulative incidence rates of the mucopolysaccharidoses in Germany. J Inherit Metab Dis 2005;28(6):1011–1017.   5. Guffon N et al. Diagnosis, quality of life, and treatment of patients with Hunter syndrome in the French healthcare system: a retrospective observational study. Orphanet J Rare Dis 2015; 10:43.  6. Chkioua L et al. Molecular analysis of iduronate -2- sulfatase gene in Tunisian patients with mucopolysaccharidosis type II. Diagn Pathol 2011;6:42.