MPS: deutlich und doch verborgen
Eine frühzeitige Erkennung erfordert einen frühzeitigen Verdacht
MPS-Erkrankungen sind klinisch heterogen und führen zu schwerwiegenden Komplikationen, unabhängig davon, ob die Krankheit langsam oder rasch fortschreitet. Während die Progressionsgeschwindigkeit als grobes Maß für die Ernsthaftigkeit der Krankheit dienen kann, besteht auch bei Patienten mit langsam fortschreitender Erkrankung das Risiko der schwerwiegenden Morbidität und Mortalität, die häufig mit den rasch fortschreitenden Krankheitsformen verbunden sind.2,6,14
- Unbehandelt überleben viele der Betroffenen mit schwerer Erkrankung nicht lange im Erwachsenenalter (zweites und drittes Lebensjahrzehnt)6,15
- Betroffene mit langsam fortschreitender Erkrankung zeigen meist erst später im Leben erste Symptome14,16
Patienten mit MPS können klassische oder nicht-klassische Muster von Anzeichen und Symptomen zeigen.16
- Die klassische Symptomatik äußert sich in leichter erkennbaren Mustern von Anzeichen und Symptomen, die in der Literatur und der klinischen Praxis bereits umfassend beschrieben wurden.16
- Die nicht-klassische Symptomatik zeigt sich subtiler – ohne deutliche Gesichtsmerkmale, Kleinwuchs oder offensichtliche Beteiligung des Bewegungsapparats wie bei den klassischen MPS-Formen – und ist dadurch schwerer von anderen, häufiger vorkommenden Erkrankungen des Bewegungsapparats oder Stoffwechselstörungen zu unterscheiden.16
- Beispielsweise deuten neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass ungefähr 25 % der Patienten mit Morbus Morquio A (MPS IVA) einen nicht-klassischen Phänotyp aufweisen17
Eine langsam fortschreitende Erkrankung und/oder ein nicht-klassisches Erscheinungsbild können über den schweren klinischen Verlauf der Progression in einem spezifischen Organ hinwegtäuschen.18 Die Symptome können unabhängig vom Phänotyp zu Endorganschäden fortschreiten.12
Deutliche und im Allgemeinen sichtbare Anzeichen sollten den Verdacht auf MPS wecken
Es können deutliche und im Allgemeinen sichtbare Anzeichen vorliegen, die unabhängig von den klinischen Begleitumständen den Verdacht auf MPS lenken sollten. Bei genauerer Untersuchung können mithilfe von fachärztlichen klinischen Beurteilungen, Laborbefunden und Patientenanamnesen u. U. weitere Symptome entdeckt werden. Diese Unterteilung ist nachstehend dargestellt.
Anzeichen und Symptome von MPS1,2,5,11,12,16-30
Allgemeine Merkmale
- Ganganomalie
- Knochendysplasie
- Klauenhände
- Grobe Gesichtszüge
- Gelenkschmerzen
- Makrozephalus
- Pectus carinatum
- Verminderte Ausdauer/Belastungsintoleranz
- Kleinwuchs/Wachstumsverzögerunga
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Ganganomalie
- Knochenfehlbildungen
- Dysostosis multiplex
- Genu valgum
- Entzündungsfreie Gelenkbeteiligung (Kontrakturen, Gelenklaxizität)
- Subluxation der Wirbelsäule
Allgemeine Merkmale
- Verminderte Gelenkbeweglichkeit
- Hüftsteife und -schmerzen
- Gelenkschmerzen
- Gelenksteife oder -laxizität
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Karpaltunnelsyndrom
- Gelenkbeteiligung ohne Gelenkschwellung oder erosive Knochenläsionen
Allgemeine Merkmale
- Konduktiver und/oder sensorineuraler Hörverlust
- Vergrößerte Zunge
- Otitis media
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Epiglottisanomalie
- Abgeflachter Nasenrücken
- Adenoide Hypertrophie
- Hypertrophe Mandeln
- Ohrenausfluss
- Verengung der supra- und infraglottischen Atemwege
- Knochenfehlbildung
- Rezidivierende und starke Rinorrhoe
- Rezidivierende Otitis media
- Verdickung/Kompression der Luftröhre
- Tubenobstruktion
- Verdickung des Trommelfells
Allgemeine Merkmale
- Katarakte
- Diffuse Hornhauttrübung
- Glaukom
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Amblyopie
- Hornhauttrübung mit charakteristischer „milchglasartiger‟ Erscheinung
- Starke Hyperopie
- Hypertelorismus
- Sehnervanomalien (Schwellung und Atrophie)
- Periphere Hornhautvaskularisation
- Progressiver Pseudoexophthalmus
- Visusminderung
- Retinopathie
- Strabismus
Allgemeine Merkmale
- Verhaltensauffälligkeiten (treten bei MPS IVA und VI in der Regel nicht auf)
- Entwicklungsverzögerung (tritt bei MPS IVA und VI in der Regel nicht auf)
- Hörstörung
- Krampfanfälle (treten bei MPS IVA und VI in der Regel nicht auf)
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Arachnoidalzysten (treten bei MPS IVA und VI in der Regel nicht auf)
- Hirnatrophie (tritt bei MPS IVA und VI in der Regel nicht auf)
- Karpaltunnelsyndrom
- Kompression/Myelopathie/Subluxation des zervikalen Rückenmarks
- Vergrößerte Perivaskulärräume
- Hydrozephalus
- Fehlbildung des Dens axis
- Pachymeningitis cervicalis
- Papillenödem/Optikusatrophie
- Sensorineurale Taubheit
- Signalintensitätsanomalien
- Spinalkanalstenose
- Ventrikulomegalie
Allgemeine Merkmale
- Verminderte Ausdauer/Belastungsintoleranz
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Pulmonale Hypertonie
- Verdickte, regurgitierende oder stenotische Mitral- oder Aortenklappen mit linksventrikulärer Hypertrophie
- Trikuspidalklappenregurgitation
Allgemeine Merkmale
- Verminderte Ausdauer/Belastungsintoleranz
- Schlafapnoe
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Obstruktion der oberen und unteren Atemwege (Bronchienverengung, Verengung der supra- und infraglottischen Atemwege)
- Progressive Abnahme des Lungenvolumens
- Atemwegsinfekte
- Schlafstörungen (obstruktive Schlafapnoe/Hypopnoe-Syndrom und obstruktives Schnarchen)
Allgemeine Merkmale
- Bauchschmerzen
- Obstipation
- Hepatosplenomegalie
- Hernien
- Weicher Stuhl
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
Allgemeine Merkmale
- Abnorme Bukkalflächen
- Dentinogenesis imperfecta
- Hypodontie
- Spitze Zahnhöcker
- Schaufelzähne
- Dünner Zahnschmelz
Merkmale, die bei einer fachärztlichen Untersuchung festgestellt werden können
- Abnorme Bukkalflächen
- Dünner Zahnschmelz
aSkelettbeteiligung und Kleinwuchs können bei manchen Patienten weniger stark ausgeprägt sein.
Da Menschen mit MPS häufig Skelettmanifestationen aufweisen, können diese Krankheiten anderen Erkrankungen des Bewegungsapparats ähneln oder wie diese erscheinen.1,10,16 MPS sollten in verschiedenen klinischen Situationen berücksichtigt werden, einschließlich:16,30
- Einrichtungen zur Behandlung von Skelettdysplasien
- Orthopädie
- Pädiatrische Rheumatologie
- Einrichtungen zur Behandlung von Erkrankungen des Knochenstoffwechsels
Kognitive und geistige Beeinträchtigungen sind nicht bei allen MPS-Erkrankungen charakteristische Kennzeichen. Eine MPS darf niemals aufgrund einer fehlenden kognitiven/geistigen Beeinträchtigung ausgeschlossen werden.1
Eine zügige Überweisung und Diagnose bieten die beste Möglichkeit, das Leben der Patienten zu verbessern.1,6 Machen Sie sich mit den wichtigsten klinischen Kennzeichen von MPS vertraut und überweisen Sie Patienten mit Verdacht auf eine MPS unverzüglich für diagnostische Untersuchungen an einen Genetiker oder ein Stoffwechselzentrum.1,16,30